Reinhard Pantke

Bike around the world

Diashows - Reisereportagen - Fotoproduktionen

Keas, Kiwis und Vulkane

oder: dreht sich der Badewannenstrudel wirklich andersherum?

Neuseeland Bis zur Klärung dieser wichtigen Frage darf ich mich erstmal fast 30 Stunden im Falten meiner viel zu langen Glieder üben. Dem trüben Herbstwetter in den beginnenden Frühling entflohen, verliere ich beim Flug über die Datumsgrenze auch noch einen meiner wertvollen 105 (Rad)-Reisetage. Zu lange? Eigentlich nicht, wenn man bedenkt, daß der Kilometerzähler nach der Runde um Nord- und Südinsel 5.000 Kilometer anzeigen wird. Von Auckland aus will ich den vielfältigen Landschaftsmix aus Urwäldern, Vulkanen, Gletschern und Graslandschaften "erfahren".

Fast wie Schleswig-Holstein, denke ich beim Anflug über sattgrüne Wiesen und bunte Einfamilienhäuser. Privatssphäre und Gemütlichkeit werden großgeschrieben, Häuser, die höher als Bäume sind, findet man auch in den wenigen Städten nur selten. Obwohl Auckland (Neuseelands größte Stadt), nur knapp dreimal so viele Einwohner wie etwa Braunschweig hat, bedecken die hölzernen Eigenheime mittlerweile eine Fläche, die größer ist als die der Weltstadt London. Erdbeeren und 25 Grad Celsius, ich brauche Tage, um mich an die Temperaturen und den auf den den Kopf gestellten Lebensrhythmus zu gewöhnen.

Mit über 30 kg Gepäck beladen, schwanke ich nach zwei Tagen erwartungsvoll in Richtung der Coromandel Halbinsel. Nur 100 km von Auckland entfernt, finde ich hier einsame Traumstrände und subtropischen Regenwald, in dem die letzten der vor 200 Jahren über beide Inseln verbreiteten Kauririesen stehen. Fast 2.000 Jahre, 40 Meter hoch und bis zu 6 Meter im Durchmesser konnten diese Bäume werden, wenn sie nicht den Äxten der ersten Siedler zum Opfer fielen.

Neuseeland Da es zum Baden noch zu kalt ist, genieße ich die Hotpools, die als positive Folge der jungen Erdgeschichte überall auf der Nordinsel zu finden sind. Rotorua, der im Zentrum der Nordinsel gelegene Ort, bietet Anschauungsunterricht in Sachen Vulkanismus. Höllischer Schwefelgeruch, schmatzende Schlammpfuhle, riesige kochende Seen wie der "Champagnerpool" und farbenprächtige Sinterterassen überall. Kaum vorstellbare Dimensionen erreicht der heute nicht mehr aktive Waimangau-Geysir: Seine Fontänen waren bis zu 300 Meter hoch!

Vom Lake Taupo heißt es klettern: 1.300 hoch liegt das "Tor" zum Tongariro N.P., dessen drei noch aktive Vulkane weit sichtbar sind. Vier Tage gehts per Rucksack durch eine karge Wüste voller schwarzer Lavatürme, die zu skurillen Phantasiegestalten werden und vorbei an smaragdgrünen Seen. Doch die Augen sind größer als die Schuhe. Meine "Treter" rauhen im Dauerregen auf und ich stolpere mit sechs Blasen durch die Wüste.

Radfahren auf der Nordinsel ist Sisyphusarbeit - abseits der Hauptstraßen versinkt mein Tagesschnitt im ewigem Auf und Ab und rauhem Schotter- oder Sandbelag. Radle ich normalerweise ca. 100 km pro Tag, so schaffe ich dann meist nur noch 50 bis 60 km. Doch glücklichweise sind Autos in Neuseeland Gebrauchsgegenstände und keine Statussymbole, oft werde ich von Pickup- oder Truckfahrern mitgenommen.

Neuseeland Nach einigen Kilometern durch recht monotone Weidelandschaft ist die Hauptstadt Sprungbrett zur Südinsel. Anfang Dezember erreiche ich die Wild-Wet-West Coast, eine der "regensichersten" Gegenden Neuseelands. Die schmale, von vergletscherten Gebirgen und dem Meer begrenzte Küstenregion hat stellenweise 6-8 Meter pro Jahr! Die Trinkwasserversorgung basiert nur auf Regenwasser, das in kleinen Basins aufgefangen wird. Als ich nach nach zwei Tagen Dauerregen nach dem Ende der Sintflut frage, bekomme ich die erstaunte Antwort: Wieso? Es hat doch gerade erst angefangen. Tatsächlich habe ich Glück, es regnet nur an acht von sechszehn Tagen durchgehend. Das große Nichts des 500 km langen Straßenparts entlang der fast menschenleeren Westküste mit ihren Spiegelseen, den riesigen Gletschern und der dramatischen Küstenlinie wird zum intensiv erlebtem Highlight.

Auch die rauhen Westcoastler - hauptsächlich Nachfahren trinkfester Iren, die auf der Suche nach Gold kamen, sind ein besonderer Menschenschlag geblieben. Hier noch mehr als anderswo im Kiwicountry prägen Gemächlichkeit und der Blick füreinander das Zusammenleben.
"Have fun and enjoy yourself" ist das Lebensmotto einer kaum auf Prestige bedachten Gesellschaft, die im krassen Gegensatz steht zur oberflächlichen europäischen Arroganz und dem Rattenrennen um Geld und Einfluss. Trotzdem ist natürlich auch das Kiwicountry kein Paradies.

Beim Rückflug ins kalte Deutschland fällt Sie mir wieder ein, die Antwort eines Neuseeländers auf die Frage nach dem größten Unterschied zwischen Kiwis und Deutschen: Germans? They never smile...

Informationen zu Neuseeland

Einreise, Gesundheit und Sicherheit

Reisepass erforderlich. Visa für 3 Monate wird bei der Einreise erteilt. Wer länger bleiben will, sollte vorher ein Visa beantragen. Impfungen sind nicht erforderlich, die Verbrechensrate ist besonders auf dem Land vergleichsweise niedrig.

Finanzen

Der NZ-Dollar sollte am besten vor Ort gewechselt werden. Gängige Kreditkarten sind weit verbreitet, Reiseschecks wechseln viele Banken. Neuseeland ist in etwa genauso teuer wie Deutschland.

Reisezeit

Hauptreisezeit ist Dezember bis Februar, dann kann es voll werden. Für die Nordinsel sind September bis Mitte/Ende April ok, auf der Südinsel kann es bis Oktober und ab Mitte März empfindlich kühl sein. Bekleidungtechnisch auf Alles eingestellt sein.

Reisen im Land, Unterkunft

Neuseeland Neuseeland hat eine perfekte Infrastruktur auch für Low-Budget-Reisende. Hostels, JHs und gut ausgestattete Campingplätze überziehen das Land. Fast jeder Winkel ist regelmäßig per Bus erreichbar. Probleme werden meist schnell und unbürokratisch behoben.

Wer nun selbst mal Neuseeland erkunden möchte, der sollte sich das "BikeBuch Neuseeland" anschaffen.




Andere Länder, andere Schilder...

"Achtung, Wildwechsel auf den nächsten 80 Kilometern" und "Bleibe in Deinem Vehicle, wenn Du Bären begegnest", klären mich Schilder irgendwo im Nirgendwo am Straßenrand eines Highways im einsamen Westen Kanadas auf. Danke für den Hinweis, denke ich und überlege, in welcher meiner Packtaschen ich mich verkriechen soll, wenn Meister Petz tatsächlich mal wieder auf die Straße auftaucht?

Eigentlich sollten Schilder uns in die richtige Richtung dirigieren und unsere Aufmerksamkeit auf Gefahren, Besonderheiten und Attraktionen lenken. Doch wer stand nicht schon einmal verzweifelt suchend im undurchdringlichen Schilderwald einer Großstadtkreuzung, fluchte an der unbeschilderten Kreuzung zweier Feldwege oder ärgerte sich über groteske Verbots- und Gebotsschilder regulierungswütiger Städte. Neben den Hunderttausenden von Schildern, die in unseren durchorganisierten mitteleuropäischen Breitengraden nicht nur erwiesenermaßen überflüssig sind, sondern oft eher das Gegenteil von dem erreichen, was sie bewirken sollen, gibt es immer wieder einige, die aus den perfekt gestylten Schilderwäldern herausragen. Wer würde schon ernsthaft mit Pinguinen, Schildkröten oder Trollen rechnen, die die Straße kreuzen oder der Warnung, dass gelegentlich Flugzeuge die Straße als Landepiste nutzen oder der Warnung vor Straßenarbeitern, die eher an japanische Sumo-Ringer erinnern?

So sind viele Schilder und Verkehrszeichen Detailaufnahmen, die viel über die kulturellen und natürlichen Besonderheiten der bereisten Länder erzählen. Auf den mehr als 95.000 km, die ich in den letzten 13 Jahren per Fahrrad zurücklegte, entdeckte ich neben den Naturschönheiten zahlreiche "Schildereien" am Straßenrand. Zusammen mit dem Globetrotter Matthias Hanke, der schwerpunktmäßig Afrika und Nordamerika bereist, wurden diese Bilder zu einer stetig wachsenden Sammlung zusammengetragen. Viel Spaß beim Anschauen!

Schild Schild Schild
Schild Schild Schild
Schild Schild Schild
Schild Schild Schild

Noch mehr verrückte Verkehrsschilder gibts im Fotoalbum bei flickr.com zu sehen.

Wer Interesse hat, die Verkehrsschildersammlung zur Produktion eines Kalenders oder Ähnlichem (Mindestauflage 1.000 Stück) zu verarbeiten, kann sich mit mir in Verbindung setzen. Kontakt»